Tour 4
Hirschenplatz – Rosengasse – Limmatquai – Rathausbrücke – Schipfe – Wohllebgasse – Lindenhof – Strehlgasse – St. Peterhofstatt – Rennweg – Bahnhofstrasse – Uraniastrasse – Rudolf Brun-Brücke – Limmatquai – Rosengasse – Hirschenplatz
Plan Stadtrundgang 4
Details: Tour 4
Der stille Lindenhof ist besonders geeignet, gedanklich eine Zeitreise durch 2000 Jahre Stadtgeschichte anzutreten. Denn von diesem Standort aus kann der Blick über die Altstadt bis hin zu den früheren Vororten schweifen. Sieht man von den prähistorischen Siedlungen am unteren Zürichsee und vereinzelten keltischen Funden am Rennweg einmal ab, so steht der Lindenhof am Anfang der städtebaulichen Entwicklung Zürichs. Auf dieser Anhöhe errichteten die Römer als Folge ihres Alpenfeldzuges im Jahre 15 v.Chr. vorerst einmal eine bescheidene Zollstation, um den Brückenübergang am Fusse des Hügels und an der schmalsten Stelle des Flusses aus sicherer Höhe überwachen zu können. Auf dem Höhepunkt der Macht des Römischen Reiches angekommen, hatte sich die bescheidene Zollstation zu einem weithin sichtbaren Kastell mit Türmen und Toren entwickelt. Seit der Entdeckung eines römischen Grabsteines im Jahre 1747 kennen wir auch den römischen Namen der Stadt: Turicum. Auf den Ruinen der untergegangen Hochkultur der Römer erhob sich im Mittelalter eine Pfalzburg. Doch diese sollte schon bald einmal zum willkommenen Steinbruch für die aufstrebende Stadt der Bürger und Mönche werden.
Auf dem Lindenhof
Auf dem Lindenhof sind die verschiedenen städtebaulichen Jahrringe der Entwicklung der Limmatstadt also ablesbar. Dabei steht der Lindenhof selbst für die bereits erwähnte Zeit und Welt der Römer. Die Grenzen der einst mauer- und turmbewehrten mittelalterlichen Stadt lassen sich vom Lindenhof aus gleichfalls weitgehend erkennen oder zumindest erahnen. Ein Blick auf das bereits erwähnte Stadtmodell im Haus «zum Rech» am Neumarkt 4 (vgl. S.17) vervollständigt das Bild vom alten Zürich und dessen stattlichen Ausmassen. Kaum mehr nachvollziehbar hingegen ist heute das weitläufige Gebiet des der mittelalterlichen Stadt vorgelagerten Schanzensterns, der im 17. Jahrhundert neue, barocke Vorstädte mit schönen französischen Gärten im Talacker und in Stadelhofen überhaupt erst möglich machte. Selbst der Schanzengraben als Teil dieses monumentalen Verteidigungsgürtels ist heute nur noch in stark veränderter Gestalt erhalten.
Im frühen 19. Jahrhundert, als die Schanzen abgetragen und eingeebnet wurden, nutzten die Zürcher diese brachliegende Landreserve für die anstehenden Bauaufgaben einer Gesellschaft mit Visionen, einer Stadt im Umbruch. Denn auf dem ehemaligen Schanzengebiet wurden nun die Eidgenössische Technische Hochschule, die erste Kantonsschule, das Kantonsspital und das Pfrundhaus (frühe Form eines Altersheims) erbaut, womit nur einige Schöpfungen des liberalen Zeitalters genannt sind. Die Stadtvereinigung von 1893 brachte die politische Verschmelzung mit elf Vororten, die zu jenem Zeitpunkt bereits baulich und wirtschaftlich mit der alten Stadt verbunden waren. Lässt man den Blick noch weiter schweifen, so endet die geistige Zeitreise bei der Eingemeindung von 1934, als weitere acht bis dahin eigenständige Kommunen Teil von Zürich wurden.
Auf der St. Peterhofstatt
Die Kirche St. Peter ist die älteste Pfarrkirche Zürichs. Die Archäologen gehen davon aus, dass sich an ihrer Stelle bereits zur Zeit der Römer ein Tempel befand. Der markante Kirchturm stammt in seinen Untergeschossen noch aus dem 13. Jahrhundert. In späteren Jahren wurde der Turm ausgebaut und 1534 an allen vier Seiten mit Uhren und gewaltigen Zifferblättern – den unwidersprochen grössten Europas – versehen. Der Durchmesser der auch auf grosse Distanz ablesbaren Zifferblätter beträgt rund 8,7 Meter. Vier in das mächtige Schindeldach eingelassene Lukarnen geben den Blick über das Häusermeer der Altstadt frei. Hier oben waltete noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts ein Turmwart seines verantwortungsvollen Amtes, hatte er doch im Fall eines Brandes Alarm zu schlagen.
Das mächtige Kirchenschiff mit seiner Emporenhalle und seinen weitgespannten Arkaden ist ganz dem Zeitalter des Barocks verpflichtet. Im Innern künden kräftige Stuckarbeiten und elegante Stuckmarmorsäulen von damaliger Lebensfreude. Das Kirchenschiff wurde 1705 anstelle eines älteren Baus erstellt. Anlässlich einer umfassenden Renovation im Jahre 1974 wurde den Fassaden die ursprüngliche Farbgebung zurückgegeben. So leuchtet das stattliche Gotteshaus seither in einem freundlichen Blauton und dominiert die St. Peterhofstatt.
Die St. Peterhofstatt lädt ein, zweier bedeutender Zürcher Persönlichkeiten zu gedenken. Wer allerdings eindrückliche Denkmäler erwartet, sucht vergeblich. Die Limmatstadt übte in diesem Bereich, wie bereits erwähnt, von jeher grösste Zurückhaltung. Personenkult, verbunden mit überlebensgrossen Standbildern, sind nicht des Zürchers Sache. Diskret an der Fassade angebracht befindet sich der schlichte Grabstein für den ersten, allmächtigen und auf Lebenszeit gewählten Zürcher Bürgermeister Rudolf Brun (um 1300 bis 1360). 1336 stürzte dieser Edelmann den von reichen Adligen und Kaufleuten beherrschten Rat, schuf die Zünfte und begründete dadurch jene Zürcher Zunftherrlichkeit, die bis zum Einmarsch der Franzosen im Jahre 1798 den politischen und wirtschaftlichen Alltag der Zürcher bestimmte (vgl.S.52).
Gleich gegenüber, an der St. Peterhofstatt 5, erinnert eine einfache Inschrift an den berühmten Illuminaten Johann Caspar Lavater (1741–1801), seines Zeichens Pfarrherr am St. Peter und gleichzeitig philosophischer Schriftsteller. Berühmt wurde Lavater durch sein Werk «Physiognomische Fragmente». Die Stube, in der Lavater wirkte, befindet sich im Kirchgemeindehaus an der St. Peterhofstatt 6. Zu den berühmten Gästen Lavaters zählte 1779 auch Johann Wolfgang von Goethe, begleitet von seinem Schützling Herzog Karl August von Weimar (vgl. auch S.35). Während der französischen Besetzung wurde Lavater von einer Kugel tödlich getroffen.
Die städtischen Amtshäuser
Das Stadtzentrum Zürichs wartet immer wieder mit spannenden städtebaulichen Kontrastprogrammen auf. So etwa auf einem Spaziergang von der idyllischen St. Peterhofstatt über den noch kleinstädtisch anmutenden Rennweg zur fast schon mondän wirkenden Bahnhofstrasse. Während die Bahnhofstrasse unverkennbar den Geist der Gründerjahre ausstrahlt, kündet sich an der Uraniastrasse bereits das 20. Jahrhundert an.
Augenfällig ist insbesondere der Turm der Sternwarte Urania. Geschäftshaus und Sternwarte Urania wurden in den Jahren 1905 bis 1907 erbaut. Mit der Namengebung gedachten die Initianten der antiken Muse der Astrologie. Ziel der genossenschaftlich organisierten Bauherrschaft war es, mit den Einkünften aus der Vermietung der Liegenschaft den Betrieb der ersten öffentlich zugänglichen Volkssternwarte der Schweiz sicherstellen zu können. Das Observatorium in der Turmkuppel konnte am 15. Juni 1907 eröffnet werden. Das Fernrohr, das mit seinem farbkorrigierenden Zweilinsensystem von 30 cm Durchmesser und 500 cm Brennweite bis zu 600fache Vergrösserungen ermöglicht, war bei der Firma Carl Zeiss in Jena bestellt worden. In den 1920er Jahren erlebte die Sternwarte eine wahre Blütezeit. Doch in den Jahren der Weltwirtschaftskrise drohte der Sternwarte nicht nur die Schliessung, sondern beinahe auch der Abbruch des Turms. Auf Anregung der Zürcher Volkshochschule wurde 1936 die «Gesellschaft der Freunde der Urania-Sternwarte» gegründet, welche sich zur Deckung des Defizites verpflichtete. Noch heute ist die Zürcher Volkshochschule Schirmherr des populären Observatoriums.
Der stolze, beinahe 50 Meter hohe, achteckige Uraniaturm durfte in seiner Entstehungszeit für sich in Anspruch nehmen, das grösste hochhausartige Bauwerk Zürichs zu sein. Städtebaulich gesehen ist das imposante Bauwerk Teil der Neugestaltung des Werdmühle- und Oetenbachquartiers. Denn für den Bau der Uraniastrasse als neue Verbindungsachse zwischen Sihlporte, Rudolf Brun-Brücke, Limmat und Mühlegasse wurde in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts der malerische Werdmühlekanal zugeschüttet und der ganze Oetenbachhügel abgetragen. Den massiven Eingriffen in die Topographie der Innenstadt musste auch das Kloster Oetenbach weichen, welches zuletzt als kantonale Strafanstalt gedient hatte.
Der Schöpfer dieses neuen, grosszügigen Quartiers hiess Gustav Gull (1858–1942). Von ihm, dessen Name als Architekt, Stadtbaumeister und Professor am Polytechnikum (ETH) in die Geschichte Zürichs eingegangen ist, stammt nicht nur das erwähnte Haus Urania mit der Sternwarte und das den Werdmühleplatz prägende Geschäftshaus «Werdmühle», sondern insbesondere auch die Anlage der Amtshäuser mit der Lindenhofbrücke über der Uraniastrasse. Gebaut worden ist übrigens nur ein Teil des ursprünglichen Projekts. Denn geplant war ein eigentliches Verwaltungsviertel mit einem mächtigen Zentralbau über der Uraniastrasse. Als Krönung der gesamten Anlage war ein Turmbau von gegen 90 Metern Höhe vorgesehen. Ferner war beabsichtigt, die gesamte Häuserzeile an der Schipfe abzutragen, um an ihrer Stelle zweigeschossig gedeckte Markthallen in Form von Arkaden zu erstellen. Eine monumentale Treppenanlage hätte nach den Ideen Gulls zum Fluss geführt und – nach den überlieferten Skizzen zu schliessen – geradezu venezianische Stimmung in der Limmatstadt verbreitet.
Doch die Weltgeschichte wollte es anders. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs kam das monumentale Projekt zum Stillstand. Die folgenden Krisenjahre trugen ein Übriges dazu bei, von diesem Architektentraum endgültig Abschied zu nehmen. Gustav Gull war es dennoch vergönnt, Zürichs Stadtbild entscheidend zu bestimmen. Sein Werkverzeichnis umfasst unter anderem das Stadthaus von Zürich, das Schweizerische Landesmuseum, den Kirchturm Predigern und die Erweiterung des Polytechnikums mit seiner monumentalen Kuppel an der Rämistrasse.
Erinnerungen an die Mühlestege
Die Rudolf Brun-Brücke oder der flussabwärts gelegene Mühlesteg sind geeignet, die Vergangenheit des Limmatraums aufleben zu lassen. Der bestehende eiserne Mühlesteg wurde 1981 als Fussgängersteg erstellt. Er verbindet das rechte mit dem linken Limmatufer, den Bahnhofquai mit dem Limmatquai. Mit seinem der Geschichte entliehenen Namen erinnert er an die frühere städtebauliche Situation im Flussraum zwischen Rudolf Brun-Brücke und Bahnhofbrücke. Denn da, wo die Limmat heute breit und ungehindert dahinfliesst, befanden sich der Untere Mühlesteg (oberhalb der Bahnhofbrücke) und der Obere Mühlesteg (unterhalb der Rudolf Brun-Brücke). Schriftliche Quellen des Mittelalters weisen auf einen dritten Mühlesteg hin, und zwar in etwa an jener Stelle, wo sich der heutige Fussgängersteg befindet. In diesem Flussabschnitt – auf im Limmatbett abgestützten Pfahlfundationen lagernd – hatten die Zürcher im Mittelalter mehrere Mühlen errichtet. Jahrhunderte später, im Zeitalter der Industrialisierung, entstanden an ihrer Stelle stattliche Fabriken, welche gleichfalls auf die Wasserkraft angewiesen waren, sowie gewerblich genutzte Bauten, in denen teilweise auch gewohnt wurde.
Noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein prägten diese malerischen Häusergruppen nicht nur die Flusslandschaft, sondern das Zürcher Stadtbild überhaupt. Verschiedene Gründe haben zum Abbruch der traditionsreichen Mühlestege geführt: der bauliche Zustand, die ungenügende Erschliessung für Fuhrwerke und später für Automobile, aber auch ein Zeitgeist, welcher der Erhaltung historischer Bauten noch wenig hold war. Entscheidender war ein technischer Grund, nämlich die Regulierung des Zürichsees, eine Massnahme, welche primär durch die Anlage eines Stauwehrs flussabwärts auf der Höhe des Drahtschmiedlis und durch den Bau des Lettenkanals verwirklicht wurde und einen höheren Wasserpegel der Limmat zur Folge hatte. Bereits Ende der 1930er Jahre wurden daher die meisten Bauten abgetragen. 1943 erfolgte der Abbruch des letzten Gebäudes im Winkel Limmatquai und Rudolf Brun-Brücke. Schliesslich musste 1951 zum Leidwesen vieler Zürcherinnen und Zürcher auch die beliebte hölzerne «gedeckte» Brücke beim Bahnhofquai weichen.
Das Bedürfnis der Moderne nach einem freien, unverbauten Limmatraum führte in den frühen 1960er Jahren zur Aktion «Freie Limmat», eine Bewegung, deren Ziel es war, das für das Warenhaus Globus errichtete Provisorium im Winkel Bahnhofbrücke/Bahnhofquai (heute Coop) wieder abzubrechen. Der politische Ordnungsruf von damals verhallte im Verlaufe der Jahrzehnte. Mit dem sogenannten Globus-Krawall vor dem Hintergrund der 68er Bewegung ging das Gebäude in die Lokalgeschichte ein. Einem Architekturwettbewerb für die Neugestaltung des prominenten Areals in den 1980er Jahren war kein Erfolg beschieden. Noch immer steht das Provisorium. Und als Baudenkmal – sozusagen als gutes Beispiel für Provisoriumsarchitektur – hat es längst unzählige Anhänger unter den Architekturliebhabern gefunden.
Soviel zur Veränderung des Limmatraums flussabwärts. Wendet man sich auf der Rudolf Brun-Brücke dem Stadtbild flussaufwärts zu, so wird die Geschichte im Bild wieder nachvollziehbar. Der Horizont wird von den auch dem Fremden bald einmal vertrauten Türmen der vier Altstadtkirchen beherrscht. Da ist der stark belebte Limmatquai, aber auch die stille Schipfe mit ihrer harmonischen Häuserzeile, die glücklicherweise dem erwähnten Abbruch entgangen ist. Und darüber grüsst freundlich der Lindenhof mit seinem eindrücklichen Baumbestand.
Bewertungen
Astrid
Booking.com, 11.6.2024
Tolle Lage im Niederdörfli von Zürich, alles gut zu Fuß erreichbar. Hotel mit besonderem Charme und außergewöhnlich freundlichem Personal. Der Gast ist hier König/Königin 👑 Das Restaurant ist fantastisch, sehr zu empfehlen. Wir kommen sehr gerne wieder.
René
Google, 17.4.2024
Im Swiss Chuchi Restaurant in Zürich fühlt man sich wie zu Hause! Das herzliche Personal und die heimelige Atmosphäre machen den Besuch zu einem echten Genuss. Die Speisekarte bietet eine verlockende Auswahl an köstlichen Schweizer Gerichten, und die Vielfalt an Käse ist einfach beeindruckend! Von traditionellem Fondue bis hin zu innovativen Kreationen gibt es für jeden Geschmack etwas. Ein absolutes Muss für jeden, der sich nach einem kulinarischen Abenteuer sehnt und Käse liebt!
Franco Martelletti
Google, 30.1.2024
Es war ein spontaner Entscheid. Wir haben den Abend total genossen. Der Service war super. Das Fondue war wie erwartet.
Sven Häberlin
Google, 10.12.2023
Freundlicher Service und wir haben sehr gut gegessen. Wir kommen gerne wieder.
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